Luxuriöse Gebäude, Burgfestungen, köstliches Essen: Ein Leben im Überfluss, es fehlt an nichts. Hier leben die Herrschenden.
Hier schlafen sie, hier regieren sie, führen die Staatsgeschäfte und bestimmen über das Leben der Menschen in den Randbezirken, die unter Armut und Hunger leiden. Damit sie nicht wie in der Vergangenheit an Aufstand und Revolution denken, werden sie von den Herrschenden mit Spielen beschäftigt und unter Kontrolle gehalten.
Die Spiele werden jedes Jahr ausgetragen, ähnlich den Olympischen Spielen. Die Provinzen, Regionen oder Städte entsenden jeweils einen oder zwei Teilnehmer. Sie unterliegen aber ganz eigenen Grundsätzen und Regeln, die an Ritterkämpfe und an die brutalen Spiele der Antike erinnern, bei denen Sklaven unter den Augen einer schaulustigen Menge gegen Raubtiere kämpfen mussten. Eine Niederlage bedeutet den sicheren Tod, eine zweite Chance gibt es nicht.
Das sind die Hungerspiele. Die Teilnehmer müssen auf Leben und Tod gegeneinander antreten, bis nur noch einer als Sieger übrigbleibt. Und das ist der US-Film, der der tragischen Realität nahekommt.
Die Gesichter der Herrschenden, ihre reine und weiche Haut und ihre elegante Kleidung stehen in krassem Gegensatz zu den ungepflegten Gesichtern und der ärmlichen oder fehlenden Kleidung der Unterschicht. Zwischen den Hütten der Teilnehmer, ihrem Sarkasmus, ihrer Armut und ihren beengten Lebensverhältnissen und den glitzernden Gebäuden der Herrschenden gibt es eine erschreckende Kluft. Auf beiden Seiten leben Menschen. Die Kluft, die sie voneinander trennt, ist sorgfältig vorbereitet und kaum zu überwinden.
Der Film „Die Tribute von Panem“ wird auf verschiedenen ausländischen Filmkanälen wie ein Kurs wiederholt. Ich habe mir die vielen Kapitel angesehen, das erste, das zweite, dann das dritte und das vierte, als offenbare die Wiederholung eine versteckte Botschaft. Der Film erschien im Jahr 2012. Autorin war Suzanne Collins, Regie führte Gary Ross.
Die harten Szenen des Films lassen sich auf die Realität übertragen. Jedes Mal, wenn ich ihn sehe, sehe ich die Gegenwart in all ihrer Hässlichkeit und Degeneration. Das letzte Mal wurde ich an einige Szenen der Gegenwart erinnert: die neue Hauptstadt Kairo, die Feiern und die Bilder, die wir aus den Medien kennen. Die Ähnlichkeit ist da, die Parallelen sind nicht zu übersehen.
Eine neue Hauptstadt, groß und prächtig, die sich niemand hätte träumen lassen, schöner als im Märchen. Eine großartige, beneidenswerte neue Hauptstadt mit großen Palästen und Grünanlagen, riesigen Gärten, und blauen Seen, die man ewig bewundern könnte. Eine Hauptstadt der Macht und Energie, gesichert durch hohe Zäune, die sie vor den Hungrigen schützt, die um ihr Leben kämpfen müssen.
Die Hauptstadt gehört den Herrschenden, an ihren Grenzen heult das Volk, doch die Herrschenden hören das Heulen nicht. Die dicken Wände und ihr dickes Fell halten die grässlichen Geräusche fern.
„Die Hauptstadt erfüllt uns mit Stolz; sie ruft Stolz hervor und gibt uns, den Bürgern, Stolz – Stolz auf Leistung und auf die Wunder, die wir geschaffen haben“, sagt die Referentin mit der Vagheit, die wir seit über drei Jahren von unserem Staatsoberhaupt kennen. Sie spricht, aber ihre Worte klingen wie Fragen, die Bestätigung, Unterstützung und Zustimmung suchen. Die meisten Diskussionsteilnehmer erwiderten wie ich, dass der Stolz in unserer Lage nur darin liegen kann, die immer schlimmeren Lebensbedingungen der Menschen zu verbessern. Darin, dass sie auf der Suche nach Essen oder Verwertbarem in den Müllhaufen etwas finden, was sie bereichert. Dass wir alle im Glanz leben, wenn die Kinder lernen können, was sie voranbringt, ohne in Klassenzimmern wie in Höhlen zusammengepfercht und in ihren jungen Jahren erniedrigt zu werden. Ein Wunder, auf das wir stolz sein können, ist es, wenn Menschen, die weit unter der Armutsgrenze leben, ohne Bettelei und Demütigungen ärztliche Behandlung und Medikamente erhalten.
Die Überlegenheit, nach der wir uns sehnen, erhalten wir nicht durch Türme, Schlösser und Festungen, abgegrenzte und eingezäunte Städte und viele neue Gebäuden, die mithilfe von Spenden und modernem Gerät entstehen. Diese Symbole bringen uns nicht weiter, diese Gebäude sind keine Wunder. Sie sind eine Schande und ein Symbol des Versagens. Wir haben darin versagt, Prioritäten zu setzen, die die Grundbedürfnisse der Menschen berücksichtigen.
Im Film „Die Tribute von Panem“ gibt es direkte Konfrontationen zwischen den Teilnehmern, während die Herrschenden in Sicherheit leben. So ist es auch in unserem Leben: Zwischen den Unterdrückten gibt es direkte Konfrontationen, die Herrschenden führen ein Leben in Frieden. Unsere Hoffnung ist, dass es uns in naher Zukunft gelingt, die Mauern abzubauen und die Kluft zwischen den beiden Gruppen zu überbrücken. Unsere Hoffnung ist, dass es uns gelingt, eine neue Zukunft ohne Spiele aufzubauen.
SONGTEXT LESEN